Die
Membranen verschiedener Zellen schwingen in spezifischen Frequenzen.
Diese Vibrationen konnten die beiden Zellforscher James Gimzewski und
Andrew Pelling von der University of California für menschliche Ohren
hörbar machen. Da gesunde Zellen anders "singen" als kranke, könnte dies vielleicht zu einer neuen Diagnosemethode führen.
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Mikroskopbild einer Hefezelle |
Das ungewöhnliche Experiment hat in der Fachwelt Bewunderung ausgelöst,
aber auch Skepsis. "Es ist möglich, dass die Geräusche von etwas
anderem als den Zellen herrühren", sagte Hermann Gaub, Professor für
angewandte Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, dem
"Smithsonian Magazine". "Wenn es aber tatsächlich die Zellen sind, dann
stehen wir vor einer revolutionären und unglaublich wichtigen
Entdeckung." Alle bis jetzt durchgeführten Kontrollexperimente, freut
sich Pelling, bestätigen die Theorie der singenden Zellen.Pulsieren in der PetrischaleDen
Anstoß für die musikalische Zellforschung gab ein Kardiologe. Der
erzählte, dass Herzzellen, solange sie mit Nährstoffen in einer
Petrischale liegen, weiterhin schlagen. Daraufhin fragten sich
Gimzewski und Pelling, ob auch andere Zellen pulsieren. Und wenn ja,
würden sie hörbar vibrieren? Antwort fanden sie mithilfe
der Nanotechnologie. Um in die winzige Nanowelt der Moleküle und
Atome einzudringen, verwenden Forscher ein Rasterkraftmikroskop. Am
Ende eines biegsamen Arms sitzt eine winzige Spitze. Diese bewegt sich
über eine Zelle und misst dabei jede Vertiefung und Wölbung. Die Daten
werden vom Computer in eine dreidimensionale Abbildung umgewandelt. Das hohe C der Hefezellen
Dieses Hightechverfahren erinnerte die beiden an den guten alten
Plattenspieler. Sie ließen die Nadel aber nicht über die Zelloberfläche
wandern, sondern fixierten den Biegearm an einem Punkt der Zelle. Es
habe sich gezeigt, erklärt Pelling, dass sich die Hefezellmembran im
Schnitt 1.000-mal in der Sekunde um drei Nanometer (= Milliardstel
Meter) hebe und senke. Technisch auf das für Menschen hörbare
Frequenzspektrum verstärkt, singen Hefen ein hohes C oder D. Unter dem
Einfluss von Alkohol fangen sie sogar an, in höchsten Tönen zu
"schreien".Krankheiten am Klang hörenDoch
die beiden Forscher beschränken sich nicht auf den Bäckerpilz. Kürzlich
haben sie sich entartete Lymphozyten, Blutzellen, angehört: "Sie
klingen wie Lärm oder atmosphärische Störungen im Radio", so Pelling im
"Smithsonian Magazine": "Wir hoffen, dass unsere Erkenntnisse eines
Tages in die Diagnostik integriert werden können. Dann könnte man
allein am Klang der Zellen beurteilen, ob jemand Krebs hat oder kurz
davor ist."
Web-Tipp |
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Möchten Sie hören, wie eine singende Zelle klingt, lärmt oder schreit? Das Projekt "The Dark Side of the Cell" im Netz:
www.darksideofcell.info/
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Wird diese Hoffnung enttäuscht, bleibt jedenfalls ein künstlerischer
Erfolg: Pelling komponierte mit der deutschen Medienkünstlerin Anne
Niemetz das erste Konzert der Welt, in dem nur singende Zellen den Ton
angeben: "The Dark Side of the Cell" wurde kürzlich in L.A.
uraufgeführt.
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